Khaz Modan
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Die Etwas Andere Clique

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Beitrag  Maltim Fr 19 Jun 2015 - 10:28

Kapitel 1 – Ein wirklich seltsames Gespräch
 
Im ersten Moment schien es eine Nacht, wie jede andere auch zu sein, doch der Schein mag gerne trügen. Es war zwar angenehm kühl und das unerträgliche Schwitzen, dank der viel zu heißen Mittagssonne sowie des kochend heißen Sandes, der schon so die ein oder andere Schuhsohle ungewollt in Brand steckte, hörte für diesen Tag dann endlich auch mal auf und man konnte die kühle Abendluft der Wüste genießen. Es war eigentlich auch ziemlich still, bis auf die paar Explosionen, etwas Geschrei von dort, ein wenig Geheule von hier, ein paar Prügeleien und die vielen Motorengeräuschen, die von der wunderschönen Wüstenstadt der Goblins – Gadgetzan – herrührten, doch diese ‚Stille‘ war eigentlich etwas ganz Normales für die Goblins in dieser Stadt, wie auch in sonst jeder Stadt von ihnen, denn sonst wär es ja auch keine richtige Stadt.
 
Doch etwas war faul an der ganzen Sache, denn in dieser Nacht war es komischerweise im Gasthaus ein wenig ruhiger als in anderen Nächten. Es wurde zwar viel herumerzählt, gequatscht und gelacht über die vielen Abenteuer, die man erlebte, oder eben nicht erlebte, die getöteten Drachen, die aufgemotzten Karren und die nicht explodierenden Zeppeline und Erfindungen. Natürlich durfte auch die neueste Mode nicht fehlen, was man jedoch nur aus den Ecken hörte, wo sich ein paar Mitglieder des weiblichen Geschlechts, und ein paar wenige Ausnahmen an Männern, aufhielten. Diese wurden dann aber wegen ihres Auftretens von allen anderen Männern gerne gemieden. Man(n) stand dann doch eher auf Frauen.
 
In dieser Nacht gab es dennoch komischerweise auch noch keinen einzigen Rausschmiss, keine einzige Prügelei und auch noch keine leicht, schwer oder gar tödlich verletzten Gäste, was ziemlich ungewöhnlich war für dieses Gasthaus, doch gab es davon wohl genug vor diesem. Obwohl die Goblins mal wieder ein paar Abenteurer und ‚Möchtegern-Helden‘ im Karten- und Würfelspiel übers Ohr hauten um aus ihnen auch noch die letzte Kupfermünze zu quetschen, die dicksten Lügen auftischten von Schätzen mit unbezahlbarem Wert und Belohnungen, die man sich hätte nur erträumen können, und sonst sich ihrem Gegenüber meist einfach nur aggressiv verhielten und sie schön provozierten.
 
Man hätte vermuten können, dass diese ganze Unruhe von einem sehr furchteinflößenden, schwarzgekleideten, Rüstung tragenden ‚Helden‘ mit zwei großen, gekreuzten, glühenden, aufwendig aufgearbeiteten Zweihandschwertern auf dem Rücken ausging, weil einige im Gasthaus durch seine gedrungene Aura nur gequält ängstlich in einer Ecke hockten oder sich ihm gar nicht erst näherten, aber das wäre gelogen, denn es handelte sich nur um einen kleinen Gnom, der gerade mal 64cm maß, damit kleiner als jeder andere Gast war. Dabei trank er einfach nur genüsslich seine ‚Eiskalte Milch‘  und blätterte nebenbei ein wenig in einem Magazin , um ein wenig über den Tratsch und Klatsch der Goblins in Erfahrung zu bringen, die neusten Nachrichten aus aller Welt nachzulesen, vor allen anderen zu wissen wann denn nun endlich der neue ‚Welt der Kriegskunst‘-Film rauskommt und zu wissen wie denn nun die taurische Rindfleisch-Diät funktioniert. Man weiß ja nie, ob man so was nochmal gebrauchen kann, oder?
 
Der eigentliche Verursacher für die Unruhe im Gasthaus war ein Goblin, ein Hobgoblin um es genau zu nehmen, und um es noch genauer zu nehmen war es ein ziemlich hässlicher Hobgoblin, der die ganze Zeit mit seiner, für einen Goblin, riesigen Keule, die aus irgendwelchem Müll und Schrott zusammen gebaut war herum spielte, damit ab und zu leicht gegen die Wand, den Boden oder sich selbst schlug oder sie einfach ablegte damit er mit beiden Händen die Fussel aus seinem Bauchnabel puhlen konnte und damit doppelt so erfolgreich war als mit nur einer Hand.
 
In der Ecke hinter ihm saßen vier – für ihn – kleine Goblins, die sich gerade am Unterhalten waren, gelacht hatten und sich ins Koma soffen, doch dies passierte nicht so ganz, denn dann wäre diese Geschichte schließlich schon zu Ende und das möchte hier ja niemand.
 
Die vier Goblins unterhielten sich über allerlei Dinge, wie die nervigen Nachbarn, Arbeitskollegen, Explosionen, neue und bessere Erfindungen, die Zukunft, natürlich auch die Vergangenheit und noch mehr sinnlose Dinge, aber auch etliche Beleidigungen fielen hin und her zwischen den Vieren und der Hobgoblin stand einfach nur blöd da, bohrte ab und zu in der Nase herum, roch am Schnodder und leckte dann seinen eigenen Finger ab, manchmal auch die ganze Hand. Denselben Prozess hatte er dann noch mit Ohr und Hinterteil wiederholt, er war nicht nur sonderlich hässlich, sondern auch ein Ekelpaket, wie man es sich NICHT Zuhause wünschte, oder eben doch wünschte, wenn man eben solche komischen Neigungen und Fetische hat.
 
Die Kundschaft betrachtete diesen Hobgoblin aber nicht wegen seiner ekelerregenden Taten, seiner grau-grünlichen schrumpeligen Haut, dem grünen Dampf, der aus seinem Mund aufstieg, oder seinem Gesicht bei dessen Anblick man denken könnte, dass dort nicht nur ein Hammer draufgeschlagen hat, sondern gleich ganz viele von vielen – sehr vielen – Personen die ihn wohl irgendwie doch noch ein wenig schöner machen wollten und bestimmt Erfolg hatten, denn man möchte nicht wissen, wie dieses ‚Ding‘ früher mal aussah. Man betrachtete den Hobgoblin also wegen nichts. Man betrachtete ihn einfach nur, weil es eben ein Hobgoblin ist und das war jedem schon Grund genug, denn man kannte diese Kreaturen, hatte zwar keinen Respekt vor ihnen und schubste sie nur rum, aber wusste auch zu was sie fähig sind und wenn die richtige Person die ‚Kontrolle‘ über einen hatte dann konnten sie zu sehr gefährlichen Tötungsmaschinen werden mit denen man es sich nicht verscherzen will.
 
Immer wieder krachte ein leerer Humpen auf den wackeligen Tisch, an dem schon einige Schrauben fehlten und der dringend mal repariert gehörte, aber man musste schließlich Geld sparen und ein Tisch war ja nur eine unwichtige Kleinigkeit, an die man keinen Taler ausgeben musste, also sorgte der Wirt einfach nur dafür, dass seine vier Goblingäste, und natürlich die anderen auch, genug zu fressen und zu saufen hatten und sich amüsieren konnten, zu wundervollen Klängen einer Band, die ausnahmsweise mal nicht nur aus Goblins bestand, denn eine Frau mit goldleuchtendem langen Haar, leicht bläulich glühenden Augen, die nur zu sehr von den langen Ohren ablenkten, und einer Haut, die fast schon weiß schien, war auch unter ihnen. Eine Hochelfe, die in Ketten lag, gehörte als Gesangseinlage auch noch dazu. Diese ‚Band‘ kam aus den fernen Östlichen Königreichen, oder etwas genauer gesagt aus Beutebucht, der wundervollen Piratenstadt, die natürlich auch von Goblins regiert wird, wer hätte es gedacht?
 
Da der Leser ab diesem Zeitpunkt wohl denkt, man würde ihn mit dieser Geschichte nur verarschen und nur belangloses Zeug erzählen wovon er nicht mal wirklich Ahnung hat oder weiß worum es hier eigentlich geht, um ihn mit sinnlosen Informationen vollzuwerfen, hat er vollkommen Recht. Natürlich nicht, wir werden jetzt endlich damit rausrücken wie unsere vier Protagonisten ausschauen und was sie hier eigentlich machen.
 
Es waren drei Frauen und ein Mann, oder eben auch zwei Männer, wenn man den Hobgoblin dazu zählen würde, aber dann wären es auch nicht vier, sondern fünf Gäste, aber wir bleiben mal lieber bei den Vieren, denn unseren hässlichen Freund, Hobgoblin, haben wir ja bereits ein wenig vorgestellt und das soll vorerst für ihn reichen.
 
Der einzige Mann in der Runde, mit Namen Kezzik, hatte für einen Goblin kein besonderes Auftreten. Die Größe stimmte mit ihren 96cm, obwohl er damit der Kleinste am ganzen Tisch war und dies sollte sich auch nicht ändern, die Hautfarbe war schön sumpfig grün, die fettigen Haaren waren Feuerrot und total ‚cool‘ nach hinten gegelt, seine Ohren, wie auch die Nase waren ausgesprochen klein für einen Goblin, aber immer noch groß genug um damit vor einem Menschen angeben zu können, und zuletzt auch die dicke, funkelnde Sonnenbrille, mit den blauen Spiegelgläsern und den leuchtenden Edelsteinchen drum herum, im Gesicht stand ihm richtig gut. Sein Smoking, der nur ein paar rot-grün karierte Flicken am Hinterteil der Hose abbekommen hatte, ließ ihn ziemlich reich und fast schon edel wirken und rundete somit die ganze Sache noch mal ab und machte ihn zu einem richtig, man würde jetzt gerne gutaussehend sagen, aber das wäre wohl gelogen, jungen Kerl.
 
Er hatte wohl anscheinend gerade ein Treffen mit seinen drei Verabredungen, oder eben, wenn man es genau nimmt, mit seiner Schwester, Trixie, und zwei weiteren Damen. Doch eigentlich unterhielt er sich nur wenig mit den Dreien, denn er war kurz vorm Einschlafen, lag schon richtig tief im Stuhl, hatte seine Beine mitten im Kartoffelbrei seines Essteller auf dem Tisch liegen und nur sein neues alkoholisches Getränk weckte ihn immer aufs Neue auf und zeigte den anderen, dass er noch am Leben war.
 
Seine, leider für ihn etwas größerer geratene, Schwester, mit ihren 115cm, die direkt neben ihm saß, doch trotzdem noch mit einem beträchtlichen Abstand, war ziemlich frei bekleidet. Ihr enges und recht knapp ausfallendes violettes Kleid betonte ihre sexy Kurven nur zu gut und brachte ihren dicken Hintern, so wie auch ihre wohlgeformten Brüste, mehr zur Geltung, als ihre gut gestylten, ebenfalls Feuerroten, Haare und das perfekt geschminkte Gesicht. Was heißt, dass sie sich einfach das volle Programm ins Gesicht geschmiert hat und es doch irgendwie geschafft hat, dass es gut aussieht und nicht wie der Clown von der Geburtstagsparty als sie noch Kinder waren. Das Gesicht passte mehr als nur zu einem Model und sie hatte wohl auch noch gar keine Gesichts-Op hinter sich, doch wenn man dann etwas genauer hinblickte, konnte man auch ein paar kleine Narben versteckt hinter den Ohren und unter der fetten Schminkschicht entdecken. Ob die ebenfalls sumpfig grüne Haut bei ihr natürlich war konnte man nicht beantworten, aber wenigstens hatte sie dieselben golden strahlenden Augen, wie ihr Bruder sie auch hat.
 
Wenn man zwischen diesen beiden alleine schon hin und her blickte, dann konnte einem eigentlich schon auffallen, dass es Zwillinge waren, denn beide interessierten sich für keinerlei Gespräche und kümmerten sich nur um sich selbst. Der Eine halb am Schlafen und die Andere ununterbrochen am Nägel Pfeilen, obwohl diese schon die perfekte Form hatten und damit nur noch zu spitzen Krallen wurden, mit denen sie, der nächsten Person, die es wagen würde unerlaubt auf ihren Arsch zu schauen,  die Augen auskratzen könnte.
 
Doch vom Aussehen und restlichen Verhalten konnte man sie nicht als Zwillinge abstempeln, denn da waren sie mehr als nur verschieden, doch trotzdem waren sie es: Zwillinge.
 
Neben dem gerade erwähnten ‚Nutzweib‘ saß noch eine weitere Frau. Eine weitere sexy Dame mit Namen Lizzy, schließlich gab er sich nur mit Gutaussehenden ab. Sie hatte pechschwarze, ausgesprochen aufwendig gepflegte Haare, die nach oben gesteckt waren und ihr leider ab und zu noch strähnenweise ins Gesicht fielen. Diese musste sie immer mal wieder mühsam entfernen, schließlich war das eine sehr herausfordernde Sache, die nicht jeder schaffen konnte. Ihre Körperzüge brachte sie mit ihrem schwarzen, eher langen als knappen, Kleid nicht ganz so zur Geltung, wie ihre Sitznachbarin Trixie, doch trotzdem konnte man sie nicht als so hässlich wie den Hobgoblin, irgendwo hinter ihr, bezeichnen oder eine andere hässliche Gestalt, wie zum Beispiel Oger, Menschen, Gnome, oder jegliche andere Rassen, die diesen oder jeden anderen Planeten bewohnten.
 
Ab und zu beugte sich, die fast schon ockerfarbene Dame, zur nahegelegenen Chefin und beide führten einen ständigen Wechsel im Flüsterton, was auch dazu führte, dass beide nur sehr wenig vom Gespräch mitbekamen und sich eher auf ihr Eigenes konzentrierten. Man musste ebenfalls bei beiden aufpassen, dass sie nicht aufeinander fielen, so wie sie sich schon übereinander beugten und von ihren Stühlen abhoben.
 
Die dritte und letzte Frau am Tisch, die den wunderschönen Namen Mexxel trug, war natürlich, wie sollte es auch anders sein, nicht so eine Schönheit, wie Trixie, doch konnte sie gut mit ihrer Partnerin mithalten. Sie machte sich nicht so viel aus ihrem Aussehen, wie die anderen Beiden, und das schien ihr auch völlig egal zu sein, denn sie brauchte es nicht um so super auszusehen und Erfolg zu haben, denn das hatte sie auch so zu Hauf. Ihre hellblauen Haare waren zu einem recht lockeren Zopf gebunden, der lässig nach hinten herabfiel, und ihr kompletter Pony fiel über eines ihrer Brillengläser, was ihren argwöhnischen Blick auf die beiden Zwillinge etwas ruinierte, aber diesen Blick konnte man sowieso nicht erkennen, denn sie wusste ihn sehr gut zu vertuschen.
 
Außerdem saß dort die ganze Zeit mit ihren verschränkten Armen in ihrem weißen, gut gepflegten Anzug und rückte komischerweise jede Minute ein kleines Stück näher an Kezzik heran, als wenn sie irgendwas Böses vorhätte und nicht will, dass es irgendjemand mitbekommt, bis sie am Ende direkt neben ihm saß und ihr Blick, der immer noch der selbe war, ab jetzt nur noch auf Trixie gerichtet war, mit dem sie sie wohl am liebsten umbringen würde. Warum weiß wohl bisher auch nur sie.
 
Also hätten wir bis jetzt daraus gelernt, dass jede einzelne Gestalt der fünf nur an sich selbst dachte und sich nur um die eigenen Probleme kümmerte und damit eigentlich gar kein Gespräch an dem Tisch herrschte. So interessierte man sich nur für die eigene seltsame Körperpflege und machte sich mit den Fingern sauber, für sein neustes alkoholisches Getränk und darauf nichts davon zu verschütten, das Anspitzen der Krallenartigen Nägel um sich rechtzeitig gegen jeden Spanner wehren zu können, das Getuschel und Getratsche mit der Chefin und die bösen Blicke, die man anderen Leuten zuwarf, während man sich dem einzigen Mann in der Runde langsam immer näherte.
 
Doch diese ganze Atmosphäre sollte sich schnell ändern und zwar sehr schnell, denn plötzlich schwangen die beiden kleinen Ladentüren auf und knallten im Takt der Musik gegen die Wand, als jemand weiteres den Raum betrat. Viele erstaunte Blicke gingen zu diesem Goblin, Stille kehrte in manchen Bereichen ein und alle betrachteten nur den gutaussehenden Mann mit seinen glattgegelten hellen Haaren, seiner dicken Zigarre im Mundwinkel des teuflisch grinsenden Gesichts, den Gold glänzenden Ohrringen und seinem Tadellosen roten Anzug mit seinem passenden teuren, natürlich roten, Fellhut und auch dem passenden Schuhwerk.
 
Natürlich durften die beiden Frauen in den Armen nicht fehlen und auch der dicke Oger, der den stolzen Namen ‚Prollo‘ trug, der die ganze Sicht nach draußen versperrte, doch das änderte sich, denn Bizzel, wie der Neue hieß, befahl dem Oger draußen vor der Tür zu warten, was er auch machte kurz nachdem dieser den großen Sessel, den er über dem Kopf trug, bei den Vieren abgestellt hatte, die eigentlich von der ganzen Situation nichts mitbekamen und sich immer noch nur um ihren eigenen Mist kümmerten.
 
Bizzel schlenderte durch die Taverne mit seinen beiden kichernden und ihn vergötternden Frauen in den Armen. Seine teuren, schwarz-glänzenden Lederschuhe klackerten bei jedem Schritt auf dem Boden und das brachte ihm noch ein paar mehr Blicke aus diversen Ecken ein. Er versprach seinen Begleiterinnen hier ein Shooting, dort einen Kalendereintrag und ganz wo anders eine Karriere als Reiseführermodel mit hohem Lohn. Man erkannte zwar nicht, wo er genau unter seiner verspiegelten Sonnenbrille hinschaute, doch bestimmt nicht auf die Persönlichkeit seiner Begleitungen. Er ließ sich noch schnell die Nummern der beiden geben, ehe er sich einen Doppelten bestellte um diesen zu seinen Freunden mitzunehmen und sich breitbeinig auf seinen viel zu großen Sessel zu schmeißen, was ihn direkt noch ein wenig von seinen 110cm schrumpfen ließ, denn er sank regelrecht in seinem Stuhl ein.
 
Bizzel ergriff das Wort, nachdem er einen Schluck seines Doppelten nahm und den Hinterteilen der vorbeigehenden Frauen Beachtung schenkte: “Na, wie viel habt ihr schon intus? Hab‘ erst ‚n halben Doppelten, zwei grüne Zigarren und ‘n weißes Tütchen hinter mir.”
 
Kezzik wachte kurz darauf aus seinem Halbschlaf auf, nahm noch einen kräftigen Schluck von seinem Bier oder was auch immer man ihm dort hinstellte, er wusste es jedenfalls nicht, und dann sah er Bizzel mit verengten Augen an und quetschte die Wörter: “Alter, wasch wilschd’n du hier? Lahasch mi‘ ma‘ schlaw’n!”, mühsam raus, ehe er sich umdrehte und nun in der Seitenlage, somit auch von Mexxel und Bizzel abgewandt, auf dem Stuhl lag, wobei seine Beine durch den noch immer ungenießbaren Kartoffelbrei gewälzt wurden und anschließend weiterhin dort, auf dem wackeligen Tisch, der jeden Moment drohte auseinander zu brechen, ruhten.
 
Mexxel hingegen sah nur kurz von Bizzel zu Kezzik, zu Bizzel, zu Kezzik, zu Bizzel und zum Schluss nochmal zu Kezzik um dann schnell die Gelegenheit zu nutzen wo Kezzik endlich mal wach war, um ihn mit ‚sanfter‘ Gewalt so zu drehen, dass sie sich auf seinen Schoß setzen konnte. Kezzik war davon sehr unbeeindruckt, wie auch der Tisch, denn er stand noch, und es bildete sich eher ein Lächeln in seinem Gesicht.
 
Bizzel zog noch einmal an seiner Zigarre, woraufhin Trixie zu Wort kam: „Was willst du eigentlich von uns? Jedes mal wenn ich dich sehe, sehe ich später irgendwelche Bilder von einem von uns in irgendeiner deiner dämlichen Zeitschriften, oder du willst uns einfach nur mal wieder beweisen wie toll du doch bist.”, fragte sie mit einer fast schon süßlichen Stimme und mit einem NOCH süßeren Lächeln. Lizzy betrachtete Trixies Lächeln mit einem Schmunzeln, fast schon ein Kichern, und lehnte sich zurück in ihren Stuhl, danach wanderte ihr Blick fragend zu Mexxel und sie schüttelte nur leicht den Kopf.
 
„Siehst du die beiden Mädels da?”, fragte er und zeigte auf zwei nicht-freizügig bekleidete Weiber, „Diese Beiden sind der Grund für die Schwankungen meiner Magazine. Es gibt zu wenige, gutaussehende Tussen, die sich ablichten lassen. Grässlich.” Er pfiff kurz, woraufhin sein Oger den Laden betrat und ihm eine Schachtel mit Zigarren herhielte. Er schmiss die erst zur Hälfte gerauchte Zigarre weg, traf damit unglücklicherweise den buschigen Bart eines bis in die Bewusstlosigkeit gesoffenen Zwerges, der wohl doch früher als erwartet aufwachen würde, aber noch nicht jetzt. Eine neue Zigarre wurde sich dann sofort zur Hand genommen und in den Mund gesteckt. „Nichts ist besser als der Geschmack von Mulgore, meine Freunde.”
 
„Doch, der Geschmack von Moneten, und von ein paar guten Herrschaften dieses Tisch‘s”, antwortet Trixie mit einen breiten Grinsen und einem kurzen Blick in Richtung ihres Bruders. Keinen Augenblick später holte Bizzel sofort sein Portemonnaie heraus und holte zwei große, grüne Scheine. Diese wickelte er um seine Zigarre, zog einmal kräftig an dieser und genoss somit den kleinen Sieg.
 
Bei den Worten von Trixie sah Mexxel sie kurz scharf mit einem wahren Todesblick an, einer von vielen an diesem Abend, anschließend setzte sie sich so auf den Schoß ihres Freundes um, sodass sie die Arme um ihn legen konnte um damit wohl zu zeigen was ihr gehört und sonst niemandem.
 
Kezzik sah sie teils verwundert, aber auch teils sehr glücklich an, da dies wohl eher eine Seltenheit zwischen den beiden war. Ein breites Lächeln bildete sich somit in seinem Gesicht und er wagte das Unmögliche zu versuchen, indem er Mexxel einen sanften Kuss, oder doch nicht so sanften Kuss, auf ihre Wange gab, denn er stieß sie damit schon wieder fast von sich herunter und musste erst mal die Arme um sie legen damit das nicht passieren konnte. Dabei blieb er ganz still und seine Augen ließ er lieber geschlossen, denn er wollte die folgende Bestrafung nicht sehen, sondern lieber nur fühlen.
 
Anders als vielleicht erwartet, versuchte Mexxel ausnahmsweise mal nicht Kezziks Gesicht zu schmelzen, sondern blieb einfach still sitzen und grinste ein wenig vor sich hin. Bizzel schnappte sich in der Zeit eine der vielen Kameras vom Gürtel und knipste blitzschnell Fotos von Kezzik und Mexxel. „Titelblatt. Sag ich dir.”
 
Lizzy musterte die ganze Angelegenheit weiterhin nur mit einem Schmunzeln und Kopfschütteln, während sie sich wieder dem ‚wichtigen‘ Gesprächen mit Trixie zu wand und damit den Rest ausblendete. „Ich glaube, dass diese ganze Sache mit Bizzel uns ‚ne Menge Kohle einbringen könnte ... lass ma‘ versuchen auf die Titelseite zu kommen. Ich meine: ‚Gutaussehende Damen aus Gadgetzan’. DAS ist doch eine perfekte Titelseite für uns, oder nicht?”, flüsterte Lizzy mit einem Grinsen zu Trixie, welche auch sofort eine Antwort von sich gab. „Stimmt, das hätte schon was Gutes. Lass mich mal machen Lizzylein und schau zu.“
 
Mit einem Nicken bestätigte Lizzy das und ließ sie weiter reden. „Also ... was ist das denn für eine Zeitung von der du da sprichst? Klingt interessant – Ich war bereits auf der Titelseite eines ganz bestimmten Magazins und vielleicht hast du ja schon mal von mir gehört ... ich meine, ich bin wunderschön und meine Assistentin hier kann mit meiner Schönheit denke ich mal mithalten, was von man bestimmten anderen Damen hier nicht behaupten kann.”, entgegnete sie weiterhin mit ihrer süßlichen Stimme. Mexxel verdrehte die Augen und warf mit noch mehr Todesblicken um sich, wie es auch nicht anders zu erwarten war, was man zum Glück für sie hinter ihrer Brille nicht sehen konnte „Schönheit ist nich‘ alles Trixielein.“
 
„Privatleben und Geschäft getrennt. Außerdem heißt das Magazin ‚PlayGobbo‘. Das Einzige, was mich interessieren könnt‘, wäre ‚n Inzestskandal.”, er nahm wieder einen Schluck seines Doppelten, gönnte sich noch einen Zug von seiner mit Geldscheinen umwickelten Zigarre und begutachtete dabei die Fotos, die er gerade eben erst Schoss.
 
Kezziks Ohren zuckten stark als er nur das Wort ‚Inzestskandal’ hörte. Er schrak kurz leicht auf,  spuckte noch etwas Restalkohol, welcher noch in seinem Mund war, aus, auf Mexxel, wohin auch sonst, als wenn er nicht schon genug Probleme am Hals hätte. Im selben Moment sank er tiefer und noch tiefer in den Stuhl hinein um sich wohl zu verstecken, zu verkriechen und einfach nur für die gerade passierte Situation wegzuschämen. Vielleicht bringt es ja was.
 
Mexxel hingegen seufzte genervt, wischte sich mit ihrem Ärmel wieder sauber und lehnte sich zu Kezzik, um ihn etwas zukommen zu lassen: „Die meinten nicht dich, du Trottel.”, „W-wasch? I-isch bin nüsch‘ hier. Verschtegg mich! Bitthe”, war wohl seine einzige geflüsterte Antwort darauf und er versuchte nur vergeblich weiter runter zu rutschen, was ihm aber nicht gestattet war, da Mexxel schließlich auf ihm saß und sie runterzuwerfen würde zu seiner Vernichtung führen und die wollte er dann doch noch nicht haben und konnte noch eine Weile auf sich warten lassen.
 
Lizzy wendete ihren Blick wieder nur kurz zu den Beiden im Stuhl, als sie dann zu Bizzel blickte und ihn mit schiefgelegten Kopf fragte: „Bist du eigentlich zufrieden mit dem Haus oder willst du noch etwas anbauen?” Bizzel war schockiert von dieser Antwort. Wie konnte sie sich so was erlauben? Die Fotos wurden schnell beiseite geworfen, aus der bequemen Position wurde eine strengere, die Hände hämmerte er auf den Tisch und mit ernster Miene sah er genau in Lizzys Gesicht. „Wohnst du in ‘ner Höhle?”
 
„Was ist denn mit dir los?”, fragte ihn Lizzy und hob die Brauen an. Sie schien sehr verwundert über seine Reaktion zu sein und verstand nicht so recht, was hier eigentlich gerade los war. „Ich meine, wenn du was zu lesen brauchst in der armen Tropfsteinhöhle, dann sach’ Bescheid. Kann ich mir kaum vorstellen, baust Häuser für so reiche Ärsche wie mich, hast aber selbst keinen Empfang!? Ich habe dir doch schon vor Wochen geschrieben, dass da immer noch die fünf Balkone fehl‘n!”, sagte er erst ruhig, dann brüllt er es, bevor er wieder im Sessel zurückgelehnt residiert.
 
Lizzy wollte sich nicht verarschen lassen. Sie wusste doch, dass es für ihn keine Balkone geben sollte und so kramte sie einen Plan aus ihrer Handtasche und breitete diesen auf dem Tisch aus, welcher wieder bedrohlich zu Wackeln begann, was aber anscheinend niemanden scherte. Sie zeigte auf die  nicht eingezeichneten Balkone. „So sollte es auch sein. Keine Balkone für dich!”
 
Bizzel pfiff erneut und sein Oger brachte ihm einen gefüllten Ordner mit Papieren und Belegen. Man könnte sich jetzt fragen woher der Oger weiß was er ihm bringen soll, wenn er doch nur einmal gepfiffen hat, aber das ist wiederum eine andere Geschichte.
 
Bizzel schlug Seite 176 auf und zeigte ihr dann den von beiden unterschriebenen Vertrag. MIT Balkonen!. „Keine Chance. Soll ich wirklich meine Anwälte anrufen oder machst du den Plan ENDLICH richtig und gibst ihn der Firma, ENDLICH!?”
 
Kezzik versuchte sich wieder etwas aufrechter hinzusetzen, indem er Mexxel kurz vorsichtig anhob um sie dann wieder sanft auf sich abzusetzen, dabei nutze er auch die Chance, um kurz unbemerkt an ihren Hintern zu fassen. Kurz darauf hielt er seinen Zeigefinger nach oben und sprach laut: „Haaaalt Stopp-p-p-p...! Jetsch rede erschtma‘ isch! Bizschel, mir ischd scheiß ejal was du willsd, ne? Aaber isch will jetzt ruhe un‘ me‘nen Algohohol!”
 
Danach unterschrieb er wohl endgültig sein Todesurteil, denn er nahm seinen Finger wieder runter indem er seinen ganzen Arm einfach fallen ließ und damit voll auf Mexxels Kopf knallte. Autsch – für beide.
 
Mexxels linkes Augenlied zuckte leicht, sie war wohl kurz davor über die Gesichtschmelz-Sache noch einmal nach zu denken, lies es aber bei einem genervten Schnauben. Dann sah sie zu Bizzel, „Sollte ich die Bilder in irgendeinem deiner schmierigen Klatschblätter wieder finden mache ich dich zu einem Hobgoblin! Dann wirst du nicht mehr so schnell zum Vögeln kommen.”
 
„Wusstest du nicht, dass ich nicht nett zu Vögeln bin?”, dann grinste er kurz, „Nein, das ist für meine ganz persönliche Sammlung. Ferienalben und so. Aber kommen wir zu einem anderen Thema. Ihr beiden da wolltet doch unbedingt in die Zeitschrift … überzeugt mich mit euren – prächtigen – Lebensläufen.”
 
Kezzik merkte, dass die ganzen folgenden Gespräche nur noch Langeweile, unwichtige Randinformationen zu seinen ‚Freunden‘ und vielleicht das ein oder andere uninteressante Geheimnis beinhalten werden, also beschloss er einfach mal seine Arme enger um Mexxel zu legen und seinen Kopf an ihren zu schmiegen um so einfach schön gemütlich und zufrieden, wie mit einem Teddybären, zu kuscheln und zu schlafen.
 
Lizzy hob eine Braue, trank noch einen Schluck ihres Getränks und fing dann auch zuerst an zu erzählen, nachdem noch ein paar kurze Blicke mit ihrer Partnerin ausgetauscht wurden: „Naja, wie ihr bereits wisst bin ich Lizzy Bombenfeuer, aber nennt mich ruhig Liz. Woher der Name kommt weiß ich nicht, aber ich hab ihn halt. Architektin und Zeichnerin. Junge 34 Jahre alt und komme eigentlich aus unser wundervollen Hauptstadt Un …“
 
Bizzel unterbrach Lizzy schon mitten im letzten Satz: „LAAAAAA ...“ Ein husten entkam ihm. „ ... WEILIG. Ich will von den wilden Nächten, den Partys, deinen Jugendlieben und all den Drogen hören! Gerne auch von deinem ersten Mal …“ Seine Stimme wurde ein wenig leiser, „…und von allen Anderen am besten auch!“ Bizzel legte die Fingerspitzen aneinander und sah Lizzy mit einem Grinsen an.
 
In der Zwischenzeit schob Mexxel den Kopf von Kezzik ganz vorsichtig von sich weg, sodass dieser bald schon wieder normal auf dem Stuhl saß, immer darauf bedacht ihn nicht zu wecken, bevor sie sich wieder dem Gespräch zuwandte.
 
Trixie entkam ein lautes Gähnen, was die ‚Geschichte‘ von Lizzy noch langweiliger schienen ließ. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und kippelte ein wenig und da sich hinter ihr eine Wand befand konnte sie dies auch ohne weitere bedenken machen. „Lizzylein, Lizzylein.“ Mit einem Schmunzeln sah sie kurz zu ihr ehe sie die Augen schloss um wohl ein wenig zu entspannen.
 
„Ich geb dir gleich langweilig! Ich kann auch interessant sein!”, brummte Lizzy und gähnte selbst kurz, sprach dann aber weiter: „Hm ... vergangene Jugendlieben? Fällt mir grad nichts ein.” Bizzel unterbrach, wie aus der Kanone geschossen, plötzlich: „Jungfrau?” und grinste. Lizzy antwortete mit Verwunderung:  „Wirklich? Ist DAS dein Ernst?”
 
Bizzel sprang auf und wurde richtig aggressiv: „Seh‘ ICH so aus, als würde ICH SCHERZEN!?” Er starrte sie kurz mit dem Todesblick an und grinst dann wieder, „Chill, chill, hermano”, dann nahm er noch einen Zug von seiner Zigarre und lehnte sich wieder zurück in seinen Sessel.
 
Der kleine ‚Ausraster‘ von Bizzel ließ die beiden Zwillinge wieder wach werden. Trixie fiel fast von ihrem Stuhl runter und ließ das kippeln dann doch wieder sein, rutschte mit dem Stuhl rüber zu Lizzy und deutete ihr mit dem Finger an näher zu kommen damit sie ihre Gespräche fortsetzen könnten, während Kezzik die Augen aufriss, sich kurz umsah, nur um sich dann wieder an Mexxel zu kuscheln.
 
Man konnte Lizzy anmerken wie genervt sie mittlerweile von Bizzel war also versuchte sie ihn von sich wegzulocken: „Mexxel, Schätzchen? Willst du ihm nicht etwas über dich erzählen? Das interessiert ihn vielleicht mehr.”
 
Mexxel ließ ihren Blick zwischen Lizzy und Bizzel schweifen, während sie Kezzik wieder vorsichtig von sich löste, dann sprach sie: „Nun, ich denke kaum, auch wenn man denken könnte, dass die Geschichte von einer solch genialen Frau, wie mir, sehr interessant ist. Doch es ist leider in meinen Augen recht langweilig, zumindest bis ich endlich auf meinen  Lehrer hier traf.“ Ihre Wangen färbten sich vom grünen leicht ins rötliche, „Doch, wenn du willst, kann ich dir dennoch etwas aus meinen frühen Jahren erzählen.”
 
Bizzel lehnte sich weiter zurück in seinen Sessel, hebelte an einem Schalter, als dann plötzlich der ganze Stuhl zu vibrieren begann, schnell legte er den Schalter nochmal um und direkt im Anschluss einen weiteren, der die Lehne weiter nach hinten legte. „Das ist doch ma‘ was. Vielleicht erzähle ich euch auch noch was, wenn – falls – deine Geschichte gut ist.“, äußerte er sich mit etwas Rauch aus seiner Nase kommend.

Maltim
Gast


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Die Etwas Andere Clique Empty Re: Die Etwas Andere Clique

Beitrag  Maltim Fr 19 Jun 2015 - 11:31

Kapitel 2 - Das ‚perfekte‘ Leben
 
Mexxel seufzte, „Also gut. “ Sie setzte sich dann etwas bequemer hin, sah nochmal kurz zu ihrem schlafenden Lehrmeister und fing dann an: „Ich glaube wirklich spannend war es erst als ich gerade 16 wurde. Mein Vater werkelte mal wieder an irgendwelchen dämlichen Erfindungen und Maschinen herum, als er dann, dank seiner schwachen Blase, dringend auf Klo musste, was ihn nicht nur dieses Mal Schwierigkeiten beschaffen sollte.“
 
„Ich, so neugierig wie ich damals halt war, bin sofort in sein Arbeitszimmer gehuscht und wollte mir mal die ‚ach so tolle‘ Maschine ansehen, die mein Vater wohl mehr liebte als mich, aber … wenn ich so recht darüber nachdenke ist mir das immer noch egal. Jedenfalls sah ich dann, dass eine Schraube nicht richtig festgezogen war also wollte ich ihm mal einen Gefallen tun und natürlich eine kleine Belohnung dafür abgreifen, denn sonst hätte ich es ja wohl kaum gemacht. Und wenn etwas schief läuft dann konnte ich ja immer noch meinen Bruder dafür verantwortlich machen und wäre somit aus’m Schneider!“
 
„Aber … es war vielleicht eine schlaue Idee, doch da ich noch nie etwas für’s Tüfteln übrig hatte konnte es eigentlich nur schief gehen. Ich zog also die Schraube fest und plötzlich ratterte das Ding wie wild vor sich hin. Eine andere Schraube schoss raus und zerstörte einen Bilderrahmen, eine zweite und eine dritte Schraube schossen auch raus und flogen wie wild durch den ganzen Raum und zerstörten Wahllos irgendwelche Dinge von meinem Vater! Ich begab mich instinktiv direkt in Deckung – unter den Arbeitstisch. Mit einem zischen flog schon die nächste Schraube Haarscharf an mir vorbei, prallte gegen die Wand und voll gegen meinen Po! Ich hab dort noch immer einen Fleck von diesem Tag!“
 
„Dann kam mein Vater rein. Er sah mich unter dem Arbeitstisch hocken und über mir auf dem Tisch die Maschine, die wohl gerade dabei war zu explodieren und sein Zimmer zu zerstören. Er sah nicht gerade glücklich aus, und das konnte ich auch irgendwie voll und ganz verstehen, aber das war momentan sowieso egal. Also rannte er zum Tisch, wollte gerade irgendwelche Knöpfe drücken und etwas aus einer Schublade holen als er einfach nach hinten umfiel. Einen kurzen Augenblick später roch ich fertiges, fettiges Grillfleisch und konnte den süßen Gestank von Rauch in der Luft riechen. Das konnte doch nicht wahr sein! Meine Mutter war wirklich OHNE mich am Grillen.“
 
„Empört, wie ich dann war, sprang ich unter dem Tisch hervor, lief über meinen Vater, rannte aus dem Raum raus und dachte nur noch an das leckere Essen, was ich gleich verspeisen würde. Die Tür knallte ich hinter mir zu, doch blieb ich kurz stehen, war am überlegen, ob ich nicht etwas vergessen habe und entschied mich die Tür dann doch nochmal zu öffnen, aber man wollte mich nicht lassen. Denn plötzlich flog mir eine Tür entgegen und quetschte mich an die scheiß Wand, wobei diese noch eine fette Delle abbekam. ‚Das wird teuer‘ – war mein einziger Gedanke.“
 
„Naja, auf jeden Fall bin ich dann hinter der Tür wieder her gekrochen und konnte sehen wie das Zimmer in Brand steckte und nun ja … wir wohnten in Beutebucht und da ist fast alles aus Holz gebaut, also war das sehr ungünstig für uns. Nach einer kurzen Pause des Überlegens entschied ich mich in mein Zimmer zu rennen, das wichtigste zu packen und zu verschwinden. Also … Geld, das Geld von meinem Bruder, die Auszeichnungen meines Bruders, das Geld meiner Eltern, meinen Schmuck und natürlich den meiner Eltern, etwas Schokolade, meinen Stoffteddy mit den Ersparnissen des Nachbarsjungens in dessen Innereien und natürlich auch ein Kissen. Man will ja gemütlich schlafen, wenn man schon kein Haus mehr hat.“
 
„Also nahm ich dann die Sachen, stopfte sie in meinen Rucksack und rannte aus dem Haus hinaus. Im Flur traf ich auf meinen Bruder und schubste ihn erst mal beiseite. Er würde sowieso nicht verstehen was hier gerade passiert. Dafür war er immer viel zu dämlich und … hat trotzdem für irgendwas eine Auszeichnung bekommen und ich weiß nicht mal für was. Bis heute nicht. Seltsam.“
 
„Als ich dann endlich aus dem Haus raus war und weit genug weg um nicht die Hauptverdächtige zu sein, entschied ich mich, mich mal umzudrehen und mir mein Werk anzusehen. Es war herrlich! Ich habe noch NIE so ein großes Feuerwerk gesehen und das Feuer war 10-mal größer als die beim Sonnenwendfest! Ha! Die hätten sich echt mal ein Beispiel an mir nehmen sollen, aber das taten sie nicht und deshalb sind die Feuer wohl heute noch nur so klein“
 
„Ich verlor an jenem Tag meinen Vater, meinen Bruder und meine Mutter und das nur weil mein Vater so ein mieser Tüftler war – Alles war seine Schuld! Aber das machte mir wenig aus, denn ich wollte eh nie Tüftlerin werden, sondern interessierte mich viel mehr für die Alchemie. Und genau diese drei hielten mich immer auf, drängten mich immer und immer wieder dazu eine Tüftlerin zu werden und meine Gedanken von meinem Wunsch abzurichten. BÄH! Gifte, Säuren, Mutationen – DAS war es was ich wollte und nicht irgendwelche explodierenden Maschinen, die eh nie funktionieren. Es war einfach nur unbeschreiblich toll, aber ein Problem was ich hatte war, dass ich recht schnell kein Geld mehr hatte und so musste ich mir welches beschaffen und da war mir egal wie … ich hab ALLES gemacht.“

Bizzel schien die ‚Geschichte‘ anfangs eher weniger zu beeindrucken, doch nahm er dann mittendrinn einen Notizblock hervor und notierte sich so einige Dinge, als dann Mexxel endlich mal eine kurze Atempause einlegte nutzte er die Chance und wollte sich auch mal zu Wort melden. „Also … du hast deine gesamte Familie umgebracht und es ist dir mehr oder weniger egal?“ Dabei tippte er mit dem hinteren Ende seines Kugelschreibers auf seinem Notizblock herum.
 
Eine kurze Zeit herrschte Stille, als dann Mexxel nickte und dazu beifügte: „Falsch, mein Vater hat fast meine ganze Familie umgebracht und ich hatte sowieso noch nie wirklich etwas für ihn übrig. Also ist es mir egal – Mehr oder weniger.“. Bizzel schien nicht verwundert oder erschrocken zu sein, vielleicht wusste er das schon oder hätte genau so was erwartet, zumindest fuhr er dann mit seinen Fragen fort: „Also würdest du dich sicher als hinterhältige Schlampe betiteln, die zu dieser Zeit einfach alles, wirklich ALLES, getan hätte um irgendwie an Geld und Kram für deine – Alchemie – zu kommen? Hab ich also etwas von Prostitution gehört?“
 
Mexxel lachte Herzhaft auf und anschließend konnte man in ihrem Gesicht ein breites Grinsen sehen, während sie über den Brillenrand zu Bizzel rüber schielte. „Nun, ich würde es jetzt nicht so nennen.“, antwortete sie ihm dann noch und fing schon wieder mit ihren Erzählungen an, bevor noch mehr der Fragen kommen konnten und sie regelrecht durchlöcherten.
 
„Ich war zu der Zeit aber bereits schon aus Beutebucht raus, denn ich hatte damals direkt das nächste Schiff aus dem Hafen genommen und unglücklicherweise, was sich später jedoch zu Glück rausstellte, führte es in eine Wüste und auch noch auf dem anderen Kontinent! Vom Dschungel in die Wüste, schlimmer hätte es ja nicht kommen können.“
 
„Die Reise auf dem Schiff war weitgehend einfach nur ziemlich Öde und ich wusste nicht wie ich mich beschäftigen sollte, denn hier bekam ich auch keinerlei Reagenzien um meine eigenen, damals noch lächerlichen, Forschungen voran zu treiben. Doch es gab genau EINEN Tag, der alles veränderte und der damit wirklich erwähnenswert war, zwischen den ganzen Tagen, die ich damit verbrachte einem Elfen zuzusehen, wie er jeden Tag immer und immer wieder sein Essen von Bord spuckte. Das war ernsthaft der beste Zeitvertreib.“
 
„An jenem spannenden Tag habe ich, wie jeden anderen auch, mal wieder dem Elfen dabei zugesehen, wie er über Bord kotzte und versuchte den Wellengang zu überleben. Wir waren bereits 2 Wochen unterwegs und er hatte sich trotzdem noch nicht daran gewöhnt und schrie nach seiner Mami. Zumindest tat er das in seinen Träumen und unglücklicherweise musste ich die Hängematte direkt neben ihm haben.“
 
„Ich saß dort, begutachtete meine Fingernägel, kürzte sie alle nacheinander indem ich die Nägel einfach abriss und wegschnippte, schaute nur manchmal kurz auf um nach meinem ‚Freund‘ den Elfen zu sehen und musste bemerken, dass er dort, wo er vor zwei Sekunden noch stand, plötzlich nicht mehr war und wenn ich mich recht erinnere hatte ich auch ein platschen gehört, aber er wäre ja wohl unmöglich von Bord gesprungen, dachte ich mir nur.“
 
„Ich entschied mich dennoch mal nach ihm zu sehen. Also sprang ich auf, zupfte mein Oberteil etwas zurecht und ging dann lässig zur Rehling rüber, über die ich mich dann lehnte, nur um dann zu sehen, dass dort nichts als Wasser war. Außer dem Essen von diesem, letzten und vielleicht auch jedem anderen Abend, dass an der Seite des Schiffs klebte und nur ab und zu mal von den Wellen gesäubert wurde.“
 
„Eigentlich wollte ich mich schon wieder umdrehen und weggehen, da er ja nicht mal mehr in Sicht war und man auch kein Wort von ihm hörte, als dann plötzlich ein Arm nach mir griff und direkt danach auch noch ein zweiter. Es bestand also noch Hoffnung, dass er es irgendwie wieder an Bord geschafft haben könnte. Zumindest wenn seine Hände sich plötzlich ins blaue verfärbt hatten, er schon immer diese Schwimmhäute zwischen den Fingern hatte und diese langen … ungepflegten … Fingernägel. Nein – Ab da wusste ich, dass es nicht er sein konnte, denn seine Nägel glitzerten immer in einem warmen Kaminrot!“
 
„Doch ich bemerkte es ein wenig zu spät, denn die Hände rissen mich kräftig nach hinten und wollten mich auch schon von Bord werfen. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich was mit meinem ‚Freund‘, dem Elfen, passiert war und musste verhindern, dass mit mir dasselbe passierte. Also zappelte ich panisch, wild und unkontrollierbar umher um es dem Entführer ein wenig zu erschweren, mich mitzunehmen. Ich konnte jedoch nicht einen so großen Erfolg erzielen, denn ich flog mitsamt ihm nach unten in die Tiefe – Platsch – da erreichte ich auch schon das Wasser und konnte mich endlich von seinen Griffeln lösen.“
 
„Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich kurz nach dem Sturz untertauchte. Ein ganzes Dutzend blauer Goblins mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern und Zehen klebte an dem Schiff und versuchte es wohl hinauf zu klettern. Auch konnte ich sehen, wie wohl bereits mehrere von Bord geholt wurden, denn neben dem Körper von dem Elfen sah man auch den Koch, einen sehr kräftig gebauten Zwergen mit ein wenig zu viel Haar auf dem Kopf und im Gesicht, sodass das Essen, welches er zubereitete, zu gerne von seinem Haar gewürzt wurde.“
 
„Ich wollte schnell wieder nach oben Schwimmen, doch schaffte ich es nur kurz zum Luft holen an die Oberfläche und dann hielt mich eine Hand, am Schienbein, fest und zog mich kräftig nach unten. Ich holte mit dem Bein aus und verpasste einem dieser, ‚Gilgoblins‘, wie man sie erst einige Jahre später nannte, einen festen Tritt ins Gesicht, sodass seine Nase zu bluten anfing. Das konnte ihn jedoch nicht aufhalten, denn er griff wieder nach meinen Beinen, diesmal jedoch fester, sodass er mich weiter in die Tiefen des Ozeans ziehen konnte, wo ich drohte zu ertrinken.“
 
„WENN … da nicht diese Luftblase gewesen wäre, die plötzlich um meinen Kopf auftauchte. Sie wollten mich anscheinend nur entführen und nicht, wie die anderen, töten, die sich wohl gerade gegen diese Viecher eine Schlacht auf dem Schiff lieferten, denn ab und zu konnte ich die Schüsse von Gewehren hören, Männer und Frauen die schrien, von Bord fielen und ertranken, aber auch welche dieser blauen Goblins wurden zurückgeschlagen und besiegt. Letzteres hab ich zu der Zeit zumindest gehofft.“
 
„Ich wurde immer weiter in die Tiefen gezogen, sodass es immer dunkler wurde und man bald nur noch schwarz und Dunkelheit sehen konnte. Ich habe keine Ahnung, wie diese Dinger hier unten leben und sehen konnten, aber ich konnte es jedenfalls schon lange nicht mehr. Doch irgendwann sollte sich das auch ändern, denn wir kamen in die Nähe einer Höhle in der anscheinend ein Licht brannte und genau auf diese Höhle steuerten wir auch zu. Mittlerweile hatte ich mich etwas beruhigt und mit meiner Situation abgefunden und zappelte deshalb nicht mehr rum, zumindest nicht so wild.“
 
„Als wir in der Höhle ankamen, und endlich wieder auftauchten, mussten meine Augen sich erstmal an das grelle Licht, welches von den vielen Fackeln, der Reflexion von Unmengen an Gold, Edelsteinen und anderen Schätzen ausging, gewöhnen. Das wäre der Jackpot gewesen, wenn ich jetzt nicht eine Gefangene gewesen wäre, aber ich wäre nicht ich gewesen, wenn ich nicht das Beste aus der Situation gemacht hätte und das tat ich natürlich.“
 
„Man entfernte die Luftblase um meinen Kopf und ein zweiter dieser Gilgoblins kam auf mich zu. Sie nahmen mich an den Armen und zogen mich nicht gerade sanft die Höhle entlang zu einer Art Thron, der wohl aus einer längt verstorbenen Schildkröte bestand und mit allerlei Glitzerzeug verschönert war. Auf diesem Thron saß ein wirklich fettes Geschöpft. Ich habe in meinem Leben noch nie einen so fetten, blauen, hässlichen Goblin gesehen, aber wenigstens hatte er Geschmack – also … Geld.“
 
„Sie warfen mich auf die Knie direkt vor ihm, während ich meinen Kopf langsam hob konnte ich sehen, wie direkt neben ihm und seinem ‚Thron‘ anscheinend seine Haustiere gerade ein Nickerchen hielten. Es waren zwei ziemlich monströse Krabben, die unzählig viele Stachel auf ihren Panzern hatten, die spitz genug waren um mich bei bloßer Berührung zum Bluten zu bringen, mit ihren Scheren hätten sie wahrscheinlich locker meinen Hals durchtrennen können und dann waren da auch noch diese Zähne im Maul mit denen sie mich ohne Probleme hätten runterschlingen können.“
 
„Als meine Augen dann endlich weit genug oben waren, sodass ich ‚König von und zu Hässlich‘ im Blick hatte, konnte ich sehen, wie er sich gerade eine Hand voll Algen in sein fettes Maul steckte und ihm beim Essen erstmal die Hälfte auf seine fette Wampe fiel, was ihn jedoch nicht zu stören schien, denn er ließ diese einfach da liegen und stopfte sie kurze Zeit später wieder in sein immer noch volles Maul. Wenigstens war er nicht verschwenderisch und hat das Zeug einfach weggeworfen.“
 
„Ich saß dort auf meinen Knien eine gefühlte doppelte Ewigkeit bis er dann doch endlich mal zu sprechen begann und ich kann euch sagen, dass das, was er da von sich gab, nur schwer zu verstehen war, denn sein Maul war immer noch mit Algen verstopft, also verzeiht, wenn ich seine Worte nicht korrekt rüberbringen kann, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das so sagte.“
 
„ ‚Meine kleine süße, bezaubernde, schlaue, intelligente, erfolgreiche, tolle, super Gefangene. Ich gebe dir Ratschlag und Vorschlag,‘ Schmatz, schmatz, schmatz, fett-sein-Geräusch von sich geb, ‚Erstens du nicht gegen mich und dummes, hässliches, nutzloses, schwaches, Sklavengefolge stellen und zweitens du dürfen dir aussuchen, ob du Frau von mir willst oder ob verfüttern an Haustiere Schrick und Schreck.‘ Schmatz, schmatz, rülps, fett und eklig sein.“
 
„Ja, er hat wirklich so grauenvoll gesprochen und ich schätze ich konnte alles recht genau wiedergeben. Es war natürlich auch klar, was von den beiden Möglichkeiten, die er mir bot, ich nahm. Ich wollte lieber den Tod durch seine beiden Krabben, als in irgendeiner Weise mit diesem fetten Ding verheiratet zu sein. Natürlich hätte das auch seine Vorteile gehabt, aber ich will nicht das mich sowas auch nur ansieht, also erhob ich meinen Finger, machte den Mund sehr weit auf um ihm meine Worte entgegen zu schreien: ‚Ich wähle den Tod durch deine beiden hässlichen Viecher! Ich fürchte dich und deine Leute nicht und ihr werdet schon noch sehen, was ihr davon habt, wenn ihr euch mit der mächtigen Mexxel, also mir, anlegt! ‘“
 
„Das hätte ich wohl gesagt und wäre nun tot, wenn mich Mr. Fettwanz aussprechen lassen hätte. Zwei der Wachen nahmen mich dann wieder an den Armen und brachten mich in irgendwelche Teile weiter hinten in der Höhle, in irgendwelche alten Ruinen und Gemäuer, wo ich tatsächlich dann einen Raum, wie eine Art Schlafzimmer, hatte. Er hat einfach für mich entschieden, dass ich seine Frau werden sollte und mir somit gar keine Wahl gelassen. Oach … Kerle!“
 
„Meine Hochzeit sollte so schnell wie möglich stattfinden und ich war irgendwie froh darüber, dass ich es somit schnell hinter mir gehabt hätte. Zwei dieser Gilgoblins halfen mir dabei mich zurecht zu machen, mich zu Schminken mit irgendwelchem nach Fisch stinkenden Zeug, mir mein zerrissenes weißes Hochzeitskleid anzuziehen und meine Haare mit Greten zu ‚verschönern‘. Und die ganze Zeit, wo diese beiden mir halfen, habe ich mich gefragt, ob dieses Volk überhaupt auch Frauen hat, denn alle sahen aus wie Männer und ich konnte niemanden als Frau erkennen. Müssen sehr hässliche Frauen sein, wenn sie wie Männer aussehen oder versteckt werden müssen.“
 
„Als ich dann endlich fertig und bereit für meinen ‚Großen Tag‘ war, war auch schon wieder alles vorbei. Ich hatte nicht mal etwas davon mitbekommen oder gehört, weil meine Gedanken einfach nur in der grauenvollen Zukunft lagen und ich am überlegen war, wie ich nun am besten Selbstmord begeh’n könnte. Ich dachte über’s Ertrinken nach, aber da hätten mich die Wachen mit Sicherheit wieder in die Höhlen gebracht, dann dachte ich darüber nach mich mit den Krabben anzulegen, doch dafür müsste ich ja in die Nähe des ‚Königs‘ und das war etwas, was ich sehr gerne vermeiden wollte, ich dachte auch darüber nach, dass ich mich mit einer der Waffen eines Soldaten umbringen könnte, aber dafür bräuchte ich erstmal die Waffe und an die kam ich recht schlecht und zu guter Letzt, was auch mein Favorit war, dachte ich darüber nach, mich einfach selbst zu erwürgen und das tat ich dann auch, während ich von den Wachen in den großen Saal gebracht oder fast schon geschliffen wurde, weil ich mich stur weigerte zu geh‘n und weiter versuchte mich umzubringen, was die beiden Wachen irgendwie gekonnt ignorierten.“
 
„Willst du damit sagen, dass du wiederbelebt wurdest und somit eine von diesen Untoten bist und Kezzik daher auch Nekrophil?“ Bizzel schob seinen Hut etwas nach oben, sodass er Mexxel besser im Blick hatte. Diese Antwort interessierte ihn wohl ein wenig mehr, als die auf die ganzen anderen Fragen. Schließlich wäre das endlich mal einen Artikel in einem seiner Magazine wert, doch die Enttäuschung nahte. „Nein, ich hab es ja nicht geschafft, oder nicht zu Ende bringen können, weil etwas dazwischen kam, von dem ich auch gerade erzählen wollte, wenn man mich nicht unterbrochen hätte!“
 
„Bist du dir sicher? Vielleicht kannst du dich nur nicht mehr daran erinnern, oder es ging einfach so schnell, dass du es gar nicht mitbekommen hast. Lass dich doch mal genauer be-…“ „NEIN! Ich bin nicht tot und war es auch noch nie und will es auch erstmal nicht sein, auch wenn ich das oft sage. Jetzt sei still und lass mich weiter reden.“
 
Gerade wollte Mexxel mit ihrer spannenden Geschichte fortfahren, da wurde sie auch schon wieder unterbrochen, aber diesmal war es keiner unserer wackligen Tischrunde, sondern der betrunkene Zwerg in dessen buschigen Bart immer noch die Zigarre steckte, oder eben jetzt nicht mehr, denn diese lernte schnell das Fliegen, als er endlich schreiend bemerkte, dass sein Bart in Flammen stand und auch wodurch er angezündet wurde. Er sprang auf, kreischte wie ein Baby und rannte dabei wie ein Wilder im Kreis durch die Taverne. Dass er dabei einige Getränke und Geschirr von den Tischen umwarf, Gäste anrempelte und das Feuer in seinem Bart gar nicht löschte fiel ihm erst gar nicht auf, oder es schien ihn nicht zu interessieren, was jedoch etwas seltsam gewesen wäre. Wer möchte schon einen brennenden Bart haben?
 
Er wechselte seine Taktik jedenfalls erst sehr spät, indem er dann mit Kopf voraus in ein Weinfass sprang, was ein Angestellter der Taverne gerade zufällig vorbei trug um es hinter den Tresen zu bringen, was er wohl erstmal vergessen konnte, denn der Zwerg war etwas zu dick für das Fass und so wurde es regelrecht aufgesprengt und der Wein ergoss sich über einen Großteil des Bodens. Der Zwerg, der endlich erleichtert war, dass das Feuer in seinem Bart gelöscht war, leckte noch ein wenig von dem Wein auf, bis er dann schlussendlich vom Besitzer und zwei seiner Angestellten gepackt und rausgeschmissen wurde. Das war wahrscheinlich sein letzter Besuch, den er dort haben würde.
 
„Man wird doch hier immer wieder auf’s neue überrascht, nicht wahr?“ Lizzy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und nippte an ihrem Getränk, was ausnahmsweise mal kein Alkoholisches Getränk war. Auch Trixie konnte sich ihr Schmunzeln nicht verkneifen, doch sagte sie zu der Situation nichts und zog nur Lizzy zu sich heran um ihr etwas in ihr Ohr zu flüstern. Kurz darauf standen sie alle beide synchron auf und gingen davon, in ein Nebenzimmer, wo sich die manchmal sauberen Toiletten befanden.
 
Mexxel wendete ihren Blick den beiden Damen hinterher. Ein Brummen entging ihr und sie schaute dann Bizzel an. Er war schließlich der einzige, der ihr jetzt noch zuhören könnte. „Also … darf ich fortfahren?“ „Mach wat du willst!“, entgegnete Kezzik, während er seine Fingernägel begutachtete und dabei ein wenig kritisch drein schaute.
 
Mexxel verdrehte seufzend die Augen, holte tief Luft um dann endlich mit ihrer Geschichte fortfahren zu können. „Wir sind wieder zurück in den Thronsaal gegangen und plötzlich haben die beiden Wachen mich einfach zu Boden geworfen und dort liegen lassen. Mein schöner, hässlicher Schmuck ist kaputt gegangen und lag verstreut auf dem Boden, während mein Gesicht in einer Blutlache badetet und ich, als ich meinen Kopf dann endlich hob und mit einem Handwisch vom Blut befreite, dann sah woher dieses kam. Dort war der fette König aufgespießt auf drei Speeren mitten im Raum. Seine beiden Krabben lagen auf dem Rücken, hatten keine Scheren und Augen mehr und überall im Raum waren verstreut Leichen, dessen Ohren abgeschnitten und dessen Taschen leergeräumt waren. Nur komisch war, dass die Berge aus Schätzen unberührt in den Ecken ruhten und die beiden Wachen, die vorher noch mich durch die Gegend zerrten, jetzt auch einfach verschwunden waren.“
 
„Als ich gerade dabei war die ganzen Schätze in ein paar Taschen meines ‚Hochzeitskleides‘ zu packen, hörte ich plötzlich Schritte hinter mir und wie jemand am pfeifen war. Dort kam einer dieser großen blauen Trolle an. Er trug eine dicke grüne Lederrüstung, hatte zwei ziemlich große Dolche von denen Blut und Gift tropfte in den Händen und über seinen Augen war nicht nur eine weiße Bemalung sondern auch eine Ingenieursbrille mit grünen Gläsern! Aus seinen Taschen hingen die Ohren der Gilgoblins heraus und ich hielt instinktiv meine eigenen Ohren fest und drückte sie fest an meinen Kopf, während ich mich hinter einer Leiche versteckte und ihn beobachtete, wie er pfeifend an mir vorbei durch den Raum schritt.“
 
„Als ich dachte die Luft wäre rein und ich könnte irgendwie aus der Höhle in die Sicherheit fliehen, kam der Troll zurück, packte mich am Nacken, zog mich hoch und sah mir dann genau ins Gesicht. Einer seiner Dolche kam meinem Hals sehr nahe, aber er schnitt nicht zu, stattdessen redete er mit mir und ich konnte ihn auch noch verstehen! Er sagte sowas wie, ob ich auch die Ohren sammeln würde um den Auftraggeber zufrieden zustellen, was ich jedoch nur verneinen konnte und dann wollte er wissen, ob meine Ohren wohl auch zählen würden und ich musste ihm lang und breit erklären, dass meine nicht blau seien und es daher nicht funktionieren würde und so ließ er auch von mir ab und mich mit dem Arsch voran auf den Boden fallen.“
 
„Während ich mich aufrappelte, schaute er mittlerweile in seine Tasche und schien die Ohren nachzuzählen und nickte dann zufrieden. Pfeifend ging er dann in Richtung Ausgang der Höhle und ich ihm hinterher. Wenn er selbständig hierher findet und alles tötet, dann kann er mich auch sicher hier raus holen! Und das tat er irgendwie auch  … als er geschwommen ist habe ich mich einfach an sein Bein geklemmt, was er irgendwie nicht bemerkt hat, doch merkte ich ziemlich schnell, dass ich meine Luft doch gar nicht so lange anhalten kann und kam recht schnell in Panik, ließ ihn los und zappelte wild rum. Kurz darauf wurde mir auch schon schwarz vor Augen und ich hatte keine Ahnung, wie ich da noch weg kommen konnte, aber einige Tage später lag ich in einem Bett am Dampfdruckbier, hier in Tanaris.“
 
„Ich habe mir dann noch ein paar Sachen geborgt. Etwas Geld, Nahrung, eine Flasche Rum, das Übliche eben und bin dann Richtung Gadgetzan aufgebrochen, wo dann mein Leben endlich mal Bergauf gehen sollte, aber… das tat es auch erst recht spät. Leider.“
 
„Wenigstens schien das Glück eines Abends auf meiner Seite zu sein als ich mal wieder ausgehen wollte um mir zumindest für die nächste Nacht wieder einen warmen Schlafplatz zu besorgen und es stellte sich auch als sehr erfolgreiche Nacht heraus. Das Glück präsentierte mir einen Mann im Smoking und mit einer ziemlich hässlichen viel zu grell funkelnden Brille, aber man muss nehmen was man kriegen kann und das tat ich dann auch.“
 
„Wir redeten, lachten und tranken viel. Wir haben getanzt und gefeiert und ich konnte zu meinem Glück auch noch feststellen, dass er sich sehr gut mit der Alchemie auskannte und vielleicht noch eine Schülerin gebrauchen konnte, zumindest habe ich das gehofft. Ich erinnere mich sonst kaum an etwas in dieser Nacht, denn es war viel – sehr viel – Alkohol im Spiel“
 
„Das Erste was ich am nächsten Morgen bemerkte war, dass ich in einem fremden Bett aufgewacht war, das Zweite, dass ich unter der Decke nackt war und als drittes bemerkte ich dann auch noch den Mann von letzter Nacht neben mir. Eigentlich wollte ich es so wie fast immer machen und mich hinausschleichen, doch als ich grad auf der Bettkante saß und mich nach meinen Sachen umsah drang dieser schreckliche Gestank in meine Nase und hätte mich fast bewusstlos geschlagen!“
 
„Ich entschied dann, dass ich hier auf jeden Fall weg muss und keine Sekunde mehr überleben kann. Schnell zog ich mir meine Sachen über – nur das nötigste – und wollte mit dem Rest im Arm schnell nach draußen, doch meine Meinung hat sich dann doch noch schnell geändert als ich den Türknauf festhielt und mich nach hinten umsah. Dort lag er. Am Bettrand. Und unter ihm auf dem Boden eine riesengroße Lache aus Kotze. Er war so süß, wie er da lag und auf den Boden sabberte! Ich entschied also doch zu bleiben und die Situation für mich auszunutzen, schließlich könnte ich seine Schülerin werden und für immer ein Dach über dem Kopf haben und wenn er mir auf die Geldscheine geht, wie man bei uns Zuhaus‘ immer sagte, dann konnte ich ihn ja immer noch mit meinen neu gelernten Dingen zum Schmelzen bringen, woran ich ihn auch heutzutage nur zu gerne erinnere.“
 
Mexxel seufzte: „Ja, und das ist die Geschichte wie ich Kezzik kennen lernte und seine Schülerin wurde und schlussendlich in diesem Kaff gelandet bin.“ Ein leichtes Schmunzeln bildete sich in ihrem leicht erröteten Gesicht, als sie dem jetzt bereits wieder schlafenden Kezzik kurz durch die Haare wuschelte. Irgendwie mochte sie ihn ja doch und nutze ihn nicht nur aus. Bizzels Antwort darauf kam sofort aus der verbalen Kanone geschossen: “Musst du auch die kurze Schüleruniform tragen?” Der Notizblock war, wie immer, bereit zum notieren gezückt.
 
Mexxel hob leicht die Brauen an, während sie ihn mit ernster Miene begutachtete und dann doch freundlich mit einer Antwort kam: „Vielleicht … Ab und zu mal.“ Sie grinste, denn sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie mit Kezzik schon das eine oder andere Rollenspiel durchleben musste. Wo sie die heiße Krankenschwester war, die doch nur helfen wollte, die Schülerin, die unbedingt eine bessere Note brauchte oder das Mädchen, was per Anhalter mitgenommen werden musste und sich nicht besser zu bedanken wusste.
 
Wie aus dem Nichts rief Bizzel plötzlich ziemlich laut und lenkte damit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich, also fast keine: „KEZZIK! Auf-Wachen! Mehr De-TAILS!“ Kezzik schrak natürlich schlagartig auf und musste aufpassen, dass er nicht gleich Mexxel von sich herunterwarf, denn schließlich saß sie ja immer noch auf ihm drauf. Er schaute schnell nach links, nach rechts, wieder nach links, dann nach hinten über die Schulter zu seinem Hobgoblin, ehe er sich endlich einfing, tief durchatmete und nach vorne zur fröhlichen Runde am Tisch schaute: „Hä? Wasch wo? Wo bin isch? Wer greifd an?”
 
„Es ist nichts. Bizzel mag es nur dich zu Ärgern. Schlaf einfach weiter, Schatz”, sagte Mexxel um Kezzik zu beruhigen, während sie Bizzel einen bösen Blick zuwarf. Hatte sie es wirklich gerade gemacht? War Kezzik vielleicht gerade im Himmel gelandet, im Reich der Götter, dort wo er in Gold schwimmen konnte und sich mit Geldscheinen waschen? Wo das Essen auf goldenen Tellern serviert wird und man sich keinen Zentimeter mehr selbst bewegen muss, weil man für einfach alles einen mechanischen Diener hat? Oder hatte sie ihn einfach nur mal bei einem Kosenamen genannt. Zumindest schien ihn das eine Wort schon zu reichen und das beruhigte ihn vollkommen. Er schlief zwar nicht sofort ein, aber sank wieder in seine gemütliche Pose und ‚chillte‘ vor sich hin.
 
Bizzel machte der zuvor auf ihn gerichtete böse Blick nichts aus. Als Reaktion darauf bekam sie nur ein grinsen, während er weiter, ohne hinzusehen, auf seinem Block einige Dinge am notieren war. Doch irgendwas war an ihm noch anders. Vorhin hatte er doch noch einen roten Fellhut getragen, der zu seinem Anzug passte, doch jetzt saß er dort in seinem Sessel mit einem violetten Hut, der rings rum noch ein weißes Tigermuster aufwies. Wirklich seltsam.
 
Der Blick von Kezzik galt nur einem einzigen Ding. Er starrte auf den leeren Becher an seinem Platz und ließ seine Augen nicht von ihm, als wenn er nur darauf warten würde, dass er sich bewegt und er den anderen endlich beweisen kann, dass er nicht verrückt sei, aber dieser Becher würde sich nie bewegen, zumindest nicht von alleine. „Über wasch red‘n wir eigendlich gerade un‘ wann geh‘n wa‘ nach Haus‘, Schätz‘leinchen?”
 
“Wir erzählen grad‘ ein wenig von uns. Und keine Ahnung, wann wir nachhause geh’n, aber ich bin ja auch noch nicht fertig mit erzählen!” antwortete Mexxel unwissend was danach passieren würde. „Wir erzähl‘n wasch von unsch?! Ich musch mit erzählel‘n … weisch’de noch als wi‘ uns kenn’nlernt’n? Boah … die Nacht wird isch nie verjeschen, ey! Wann war’n das eigen‘lich?“ war seine Antwort, die er schon fast im Halbschlaf ausposaunte mit einem anschließendem Gähnen.
 
Ein genervtes Seufzen ging von Mexxel aus, da sie nun wusste was sie für einen Fehler begangen hatte, aber ihn zum schlafen zu zwingen würde alles nur noch verschlimmern und er würde erst recht wach bleiben, also spielte sie mit. „Vor … 6 Jahren, glaub ich.“ „Du weischd … “, ein lautes Gähnen ging von Kezzik aus ehe er weitersprach: „dasch noch? Ich kann mich an gaaar niiiichtsch mehr erinnern außer da’da du einfach suuuper duuuber ooober krasser Hammer warscht! Oh … yeah!“ Kurz nach diesen Worten konnte man ein weiteres Gähnen von ihm vernehmen oder vielleicht auch ein Schnarchen, denn es wirkte so als wäre er wieder am schlafen. Somit hat er sich selbst in den Schlaf geredet und das zu können kann wirklich nicht jeder von sich behaupten.
 
Bizzel wendete seine Augen nur kurz mal auf dem Notizblock. Er sah den Zettel verwundert an, riss ihn ab, zerknüllte ihn und warf ihn über die Schulter weg. Man hörte von hinten nur ein „Hey!“ und die Papierkugel flog zurück, aber traf niemanden, außer der Wand, dabei hatte sie doch dem Gast gar nichts angetan. „Sag ma‘, Kezzik. So als Verbraucher, kannst du den Trank des Riesenwuchses empfehlen, wie viele Goldsterne würdest du ihm geben?”
 
Noch ein letztes Mal hat Mexxel dann das Wort erhoben um den anderen einen, für sie, wichtigen Bestandteil ihrer Vergangenheit und ihres Lebens mitzuteilen. Schließlich war das hier mittlerweile nicht mehr um in irgendeiner dämlichen Zeitschrift zu landen, sondern einfach um einen gemütlichen Abend unter Freunden, die sich ein wenig von ihrer Vergangenheit erzählten, zu genießen. Sofern denn die anderen die Geschichten noch fortführen wollten, aber Mexxel war es egal, ob jetzt nur sie dran kommen würde oder nicht. Also erzählte sie, wie sie die tragischen Tage des Kataklysmus einfach nur mit einem zusammen gekauerten Kezzik in dessen Hütte verbracht hatten und versuchten zu überleben.

Maltim
Gast


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